Großübung ABC-Hilfeleistungskontingent

Am 20.05.2023 war es so weit: Die lang geplante Kontingentübung ABC-Gefahrenabwehr konnte starten. Zusammengefasst kann man sagen, dass es eine interessante und herausfordernde Übung für alle Beteiligten war. Die Kameraden des Landkreises Regensburg, allen voran Fachkreisbrandmeister Gefahrgut Rainer Stadlbauer, haben sich viel für uns einfallen lassen. Am Ende kamen alle Einsatzkräfte der Feuerwehren des Landkreises Rottal-Inn und des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) Rottal-Inn wieder gut zuhause an.23 05 20 bung Regensburg 1

Aber der Reihe nach. Am Samstagmorgen sammelten sich alle beteiligten Einheiten ab 07:00 Uhr am P&R Platz in Pfarrkirchen. Die Mannschaft des Kater Rottal-Inn hatte alle Hände voll zu tun mit der Registrierung der Einsatzkräfte, Ausgabe der Fahnen für die Kolonnenfahrt und Verteilung der Marschbefehle. Die Versorgungskomponente des BRK verteilte die Lunchpakete an die Teilnehmer.
Nach einer kurzen Begrüßung durch Kreisbrandrat René Lippeck und einer Einweisung von Fachkreisbrandmeister Heiko Schedlbauer startete das Kontingent gegen 07:45 Uhr in Richtung Regensburg. 

Zu diesem Zeitpunkt waren weder das genaue Ziel noch die uns erwartende Einsatzlage bekannt. Auch der Kontingentführer F-KBM Heiko Schedlbauer und seine Inspektionskollegen wussten nichts von dem Einsatzszenario  

Auf der Anfahrt erhielt das Vorauskommando von der Übungsleitstelle zunächst die genaue Einsatzörtlichkeit. Woraufhin dann die 23 05 20 bung Regensburg 2detaillierte Anfahrt des Kontingentes ins Zielgebiet geplant und abgestimmt werden musste. Das Ziel der Reise war das Werk der Südstärke GmbH in Sünching. Dort hatte es am frühen Morgen eine Explosion gegeben. Die örtlich zuständigen Feuerwehren waren mit den direkten Folgen der Explosion beschäftigt. In einem rückwärtigen Bereich wurde mit einem Gefahrstoffaustritt gerechnet. Weiteres war jedoch nicht bekannt, da keine Kräfte mehr für diesen Einsatzabschnitt zur Verfügung standen. Der Bereich wurde lediglich abgesperrt. 

Das Vorauskommando bestehend aus dem Kommandowagen des Landkreises Rottal-Inn, besetzt mit den Kreisbrandmeistern Martin Bichlmeier und Stefan Niedermeier, sowie dem Führungsfahrzeug der Feuerwehr Tann, setzte sich vom Konvoi ab, um die Einsatzörtlichkeit zügig erreichen und erkunden zu können. 

Das Kontingent bestehend aus 30 Fahrzeugen und circa 130 Einsatzkräften von BRK und Feuerwehr reiste über Arnstorf, Simbach/Landau, die Bundesstraßen 20 und 8, Geiselhöring nach Sünching an. 

Gegen 09:15 Uhr erreichte das Vorauskommando die Einsatzstelle, das Kontingent kam gegen 09:40 Uhr dort an. 

An der Einsatzstelle angekommen, wurde Kreisbrandmeister Stefan Niedermeier vom Einsatzleiter der Feuerwehr Sünching in die Lage wie folgt eingewiesen:23 05 20 bung Regensburg 3

  • Explosion im Werk um ca. 04:00 Uhr
  • Einsatz der örtlichen Kräfte läuft seitdem 
  • Hinter einer Halle unklare Lage
  • Bisher keine Erkundung dort möglich
  • Bereich ist abgesperrt
  • örtliche Kräfte zur Unterstützung derzeit nicht verfügbar
  • Liste der im Werk vorhandenen gefährlichen Stoffe

Gemeinsam mit KBM Bichlmeier und der Mannschaft der Führungsunterstützung Tann wurde dann sofort mit der Planung des Gefahrguteinsatzes begonnen. Erste Informationen wurden parallel dazu an den Kontingentführer F-KBM Schedlbauer weitergegeben. 

Der Schwerpunkt der ersten geplanten Maßnahmen lag in der Erkundung der Einsatzstelle und dem Aufbau einer Dekontaminationsstrecke für die Einsatzkräfte (Dekon-P), sowie dem Einrichten einer Führungsstelle mit den beteiligten Unterabschnitten. Im weiteren Verlauf sollten dann die Abschnitte Versorgung/Logistik und Dekontamination von Verletzten (Dekon-V) eingerichtet werden. 

23 05 20 bung Regensburg 4Nach Eintreffen des Kontingentes wurden die geplanten Maßnahmen mit den jeweiligen Abschnittsführern besprochen, diese wurden in die Örtlichkeit eingewiesen, so dass zügig mit den ersten Einsatzmaßnahmen begonnen werden konnte. 

Ein erster Erkundungstrupp unter Atemschutz konnte mehrere verletzte Personen vorfinden. Außerdem befanden sich mehrere Tanks mit Gefahrstoffen an der Einsatzstelle, welche teilweise auch ausliefen. 

Mit diesen ersten Erkenntnissen aus dem Gefahrenbereich wurden die weiteren Maßnahmen geplant. Der Schwerpunkt dabei lag bei der Menschenrettung, im Anschluss sollten die undichten Tanks abgedichtet und die auslaufenden Stoffe gebunden werden. 

Durch die Werkleitung wurde ein Abschiebern des Kanalnetzes veranlasst, so dass keine Gefahrstoffe das Werk verlassen konnten. 

Die Rettung der ersten Verletzten aus dem Gefahrenbereich ging sehr schnell. Diese konnten zügig an den von uns mitgeführten Rettungsdienst übergeben werden. Eine eingeklemmte Person musste aufwendig mit Hebekissen befreit und gerettet werden. Hierzu musste auch ein Rettungssatz und Hebekissen von der örtlichen Feuerwehr angefordert werden. 

Parallel zu den Einsatzmaßnahmen im Gefahrenbereich wurde die Versorgung der Einsatzkräfte durch das BRK vorbereitet und auch der Dekon-V-Bereich aufgebaut. 

Nachdem alle Einsatzmaßnahmen liefen, trafen sich die Führungskräfte zu einer ersten Lagebesprechung. Dabei stellte ich heraus, dass sich im Gefahrenbereich noch zwei, bisher nicht gefundene Personen befinden müssten. Aufgrund dieser neuen Erkenntnis wurden die Suchmaßnahmen nochmals intensiviert.23 05 20 bung Regensburg 5

Im weiteren Verlauf konnten diese Personen auch gefunden werden. Eine Person musste dann sehr aufwendig, auch unter Einsatz der Drehleiter der Feuerwehr Wörth, gerettet werden. 

Nachdem die Drohneneinheit des Landkreises Regensburg an der Einsatzstelle eingetroffen war, erhielt die Führungsmannschaft erstmal einen direkten Einblick in den Gefahrenbereich aus der Luft, die Lage sah wie folgt aus:

  • zwei PKW in denen sich mehrere Personen befanden
  • durch die Explosion wurden mehrere Tankbehälter mit Gefahrstoffen auf diese geschleudert
  • dadurch wurden die Personen in den Fahrzeugen verletzt und teilweise eingeklemmt
  • eine schwerverletzte Person befand sich unter einem Fahrzeug
  • Gefahrstoffe liefen aus den Tanks in Richtung eines Kanals aus 

Von der Übungsleitstelle wurden noch folgende Aufgaben eingespielt:

  • Abholung von IBC-Tanks 23 05 20 bung Regensburg 6
  • Abholung von Chemikalienbindern
  • Abholung eines weiteren Notarztes
  • Abholung eines weiteren AB Atemschutz/Strahlenschutz
  • Aufbau von Feldbetten in der Fahrzeughalle der Feuerwehr Sünching

Gegen 13:00 Uhr konnte das Übungsziel erreicht und die Übung beendet werden. Direkt im Anschluss stand schon die Verpflegung unserer Versorgungseinheit bereit. Es wurden ca. 200 Einsatzkräfte und Beobachter versorgt. Die Versorgung folgte autark, nur die Mittel, die im Kontingent mitgeführt wurden, konnten verwendet werden (z.B. Trinkwasser, Brauchwasser, Lebensmittel, Sitzgelegenheiten). Nach der Mittagspause wurden alle Gerätschaften abgebaut, gereinigt und wieder verstaut. 

Vom Werkleiter wurde das Übungsobjekt genauer vorgestellt und besichtigt.

Vor der Abreise wurde noch eine Stärkung mit Kaffee und Kuchen eingenommen.

Zusammengefasst wurden folgende Einsatzmaßnahmen ergriffen23 05 20 bung Regensburg 7

  • Erkundung der Einsatzstelle durch einen Atemschutztrupp
  • Erkundung aus der Luft mittels Drohne LKR. Regensburg
  • Einrichtung und Betrieb einer Dekon-P Stelle (Einsatzkräfte)
  • Einrichtung und Betrieb einer Dekon-V Stelle (Es wurden ca. 10 verletzte Personen dekontaminiert)
  • Rettungsdienstliche Absicherung mit zwei mitgeführten RTW und örtlichen Einsatzkräften
  • Aufbau und Betrieb Abschnitt Gefahrenbereich
  • Aufbau und Betrieb einer Atemschutzsammelstelle
  • Aufbau und Betrieb einer Führungsstelle mit den Unterabschnitten und dem Kater Rottal-Inn (UGOEL)
  • Aufbau und Betrieb einer Versorgungsstelle (Verpflegung aller Einsatzkräfte mit Mittagessen und Kaffee und Kuchen)
  • Sicherstellung Brandschutz und Aufbau Wasserversorgung
  • Diverse Transport- und Logistikaufgaben23 05 20 bung Regensburg 8
  • Personenrettung mittels hydraulischem Rettungssatz/Hebekissen
  • Personenrettung mit Unterstützung Drehleiter
  • Stoppen von auslaufenden Stoffen
  • Binden von auslaufenden Stoffen
  • Auswertung vorgefundener Gefahrstoffe 
  • Planung Errichtung einer Notunterkunft für die eigenen Einsatzkräfte
  • Teilnahme Führungskräfte an einer Pressekonferenz

An diesem Übungseinsatz waren folgende Einheiten beteiligt

BRK Rottal-Inn mit Versorgungs- und Sozialkomponenten, zwei RTW, WLF und GW-GSG

Kreisbrandinspektion Rottal-Inn mit KBR René Lippeck, KBM Gerold Bauer, KBM Martin Bichlmeier, KBM Stefan Niedermeier und F-KBM Heiko Schedlbauer.23 05 20 bung Regensburg 9

Die Feuerwehren Altersham, Bad Birnbach, Eggenfelden, Hofmark Gern, Johanniskirchen, Julbach, Massing, Nöham, Pfarrkirchen, Simbach/Inn, Staudach, Wittibreut, Tann und Triftern.

Vielen Dank an die Feuerwehr Sünching und die Verantwortlichen der Kreisbrandinspektion des Landkreises Regensburg für die Planung und das Ermöglichen dieser Übung. Ein besonderer Dank geht an Fach-Kreisbrandmeister Rainer Stadlbauer, der die Planung der Übung und die Vorbereitung übernahm. Vielen Dank den Verantwortlichen der Firma Südstärke GmbH, dass das Werk als Übungsobjekt genutzt werden konnte.

Vielen Dank allen beteiligten Einsatzkräften des BRK Rottal-Inn und den beteiligten Feuerwehren sowie den Führungskräften der Kreisbrandinspektion Rottal-Inn für den geopferten Tag. 

Vielen Dank Fachkreisbrandmeister Heiko Schedlbauer für die Planung und Organisation dieser Übung. 23 05 20 bung Regensburg 10

Diese Übung wurde von KBR Wolfgang Scheurer, Führungskräften der Kreisbrandinspektion Regensburg, Kräften von weiteren Feuerwehren, der Regierung von Niederbayern und Bundeswehrkräften beobachtet.

Kreisbrandrat René Lippeck zeigte sich begeistert von der Zusammenarbeit und der Teamleistung des kompletten Kontingentes.

Es handelte sich um die erste Übung, inklusive Verlegungsfahrt eines ABC-Abwehrkontingentes in Bayern. 

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