29.06.2024 - Brand landwirtschaftliches Anwesen

IMG 5332Der 29. Juni 2024 ist der erste richtige Sommertag in diesem Jahr. In Niederbayern werden Temperaturen über 30 ° gemessen. Ganz Deutschland fiebert auf das EM-Achtelfinalspiel der deutschen Elf am Abend gegen Dänemark hin. Auch in einigen Feuerwehren des Landkreises laufen die Vorbereitungen für einen gemeinsamen Fußballabend in den Gerätehäusern.

Gegen 18:30 Uhr werden die Anwohner des Trifterner Ortsteils Oberplaika durch einen lauten Knall aufgeschreckt. Beim Blick in die Nachbarschaft fällt ihnen eine Rauchentwicklung aus einem angrenzenden Anwesen auf. Sofort wird über Notruf die Integrierte Leitstelle (ILS) in Passau darüber verständigt.

Von der ILS wird um 18:37 Uhr Alarm nach Stichwort B3 Brand im Gebäude#Dachstuhl für die nach Bereichsfolge zuständigen Feuerwehren ausgelöst. Dies sind die Feuerwehr Lengsham als zuständige Ortswehr, die Feuerwehr Triftern, die Feuerwehr Anzenkirchen sowie die Feuerwehr Pfarrkirchen mit der Drehleiter.

Oberplaika ist ein kleiner, landwirtschaftlich geprägter Ortsteil des Marktes Triftern. Der Markt Triftern zählt ca. 5500 Einwohner. Neben der Stützpunktwehr Triftern unterhält der Markt noch sechs weitere Feuerwehren. Diese sind jeweils mit mindestens einem Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF) ausgestattet.
An diesem Samstag herrschten den ganzen Tag über Temperaturen über 30 ° sowie ein mäßiger Wind aus östlicher Richtung.

IMG 5335Bereits auf der Anfahrt der ersten Einheiten war eine starke Rauchentwicklung zu erkennen. Bei Eintreffen der ersten Kräfte an der Einsatzörtlichkeit befand sich das komplette Anwesen bereits in Vollbrand. Es brannten das Wohnhaus mit angebautem Stadel sowie mehrere kleiner Nebengebäude. Aus diesem Grund wurde sofort bei Eintreffen eine Alarmstufenerhöhung auf B4 Brand Landwirtschaft durch die ILS Passau veranlasst. Kurze Zeit später erfolgte der Nachalarm für die Dispogruppen Wasserförderung und Löschwasser Pendelverkehr.

Durch die Besatzungen mehrerer Löschfahrzeuge wurden sofort mittels mehrerer Strahlrohre Wiederstandslinien aufgebaut. Hier galt es zunächst eine weitere Brandausbreitung zu verhindern. Parallel dazu wurde begonnen, vom naheliegenden Altbach mehrere Förderleitungen zur Wasserversorgung der Löschfahrzeuge aufzubauen. Die Entfernung vom Altbach zur Brandstelle betrug zwischen 150 und 400 Meter. Im weiteren Einsatzverlauf wurden insgesamt sechs Förderleitungen aufgebaut.

Ein in ca. 100 Meter Entfernung zum Brandobjekt stehender Stadl musste auf Grund der hohen Hitzestrahlung und des Funkenfluges ebenfalls mittels Wasser geschützt werden.


Um während des Aufbaus der Förderleitungen genug Löschwasser zur Verfügung zu haben wurde ein Pendelverkehr zum Löschwassertransport eingerichtet. Übergabestelle war ein Faltbehälter an der Zufahrtsstraße, von dem aus mittels einer Tragkraftspritze das Wasser zu den Löschfahrzeugen gepumpt wurde. Befüllt wurden die Fahrzeuge aus einem Hydranten am Feuerwehrhaus in Triftern.
Nachdem über die Förderleitungen genug Löschwasser zur Brandbekämpfung zur Verfügung stand konnte der Pendelverkehr eingestellt werden.
fb0c8cc2 9abe 4a57 88c2 cf5ba9ddcf0aIm Einsatzverlauf wurde vom Abschirmen des Brandes zu einem direkten Löschangriff auf das Feuer übergegangen. Durch den massiven Einsatz von Löschwasser konnte der Brand nach ca. zwei Stunden unter Kontrolle gebracht werden. Geschuldet durch die hohe Brandlast kam es jedoch zu einer starken Rauchentwicklung. Diese breitete sich auch in Richtung des Marktes Triftern aus. Von der Polizei wurden aus diesem Grund Rundfunkdurchsagen veranlasst, dass die Anwohner Fenster und Türen geschlossen halten sollen.
Beim Einsatzstichwort B4 wird im Landkreis Rottal-Inn automatisch das bei der Feuerwehr Pfarrkirchen stationierte Messfahrzeug mitalarmiert. In diesem Fall zeigte sich dies wieder als sehr sinnvoll. Es konnten zügig Rauchgasmessungen und Erkundungsfahrten durchgeführt werden, mit dem Ergebnis, dass keine erhöhten Messwerte vorliegen. Von der Besatzung des Messfahrzeuges wurde im weiteren Einsatzverlauf auch mittels Drohne Luftaufnahmen vom Brandobjekt angefertigt.f3f37bae fb3b 4a68 90ea f6031e4ce093

Folgende Einsatzmaßnahmen wurden durchgeführt:

  • zunächst Abschirmung der Umgebung mittels mehrerer Strahlrohre
  • Brandbekämpfung mit mehreren handgeführten Strahlrohren vom Boden aus
  • Brandbekämpfung mittels Wenderohr über die Drehleiter der FF Pfarrkirchen
  • Brandbekämpfung mittels Dachwerfer über das Tanklöschfahrzeug der FF Reichenberg
  • Löschwasserpendelverkehr mittels Lösch- und Tanklöschfahrzeugen zur Überbrückung der Wasserversorgung
  • Löschwasserförderung über sechs lange Wegstrecken (Länge zwischen 150 und 400 Meter)
  • Einrichtung einer Einsatzleitung
  • Einrichtung der Abschnitte Einsatzleitung, Pendelverkehr, Wasserförderung, Atemschutz, Versorgung und Brandbekämpfung
  • Versorgung der Einsatzkräfte mit Getränken und Verpflegung durch die Versorgungseinheit des BRK Rottal-Inn
  • rettungsdienstliche Absicherung der Einsatzkräfte mittels vier Rettungswagen, koordiniert durch den Einsatzleiter Rettungsdienst des BRK Rottal-Inn
  • Anforderung eines Baggers für Abbrucharbeiten am Brandobjekt
  • Rauchgasmessungen und Erkundungsfahrten
  • Anfertigung von Luftaufnahmen mittels Drohne
  • Einrichtung einer Atemschutzsammelstelle

59fba61e e18d 494a 8ab7 881c32041a53Durch die starke Rauchentwicklung war ein Einsatz am Brandobjekt Großteils nur unter Atemschutz möglich. Aus diesem Grund wurde der bei der Feuerwehr Pfarrkirchen stationierte Abrollbehälter Atemschutz zur Einsatzstelle beordert. Zunächst wurden die Atemschutzgeräteträger der bereits vor Ort befindlichen Einheiten zum Einsatz gebracht. Um weitere Geräteträger zur Verfügung zu haben wurden weitere Feuerwehren nachalarmiert. Um hier jedoch den Gebietsschutz im östlichen Landkreis Rottal-Inn weiterhin sicher zu stellen wurden die weiteren Atemschutzgeräteträger nicht nach Bereichsfolge nachalarmiert, sondern individuell von weiter entfernten Feuerwehren angefordert. Um auch hier keine Lücken im Gebietsschutz zu verursachen wurden hierzu drei Feuerwehren mit Löschfahrzeugen, an deren Standort noch ein weiteres Löschfahrzeug stationiert ist, zum Einsatz gerufen. Auch Hilfeleistungslöschfahrzeuge wurden bei dieser Nachforderung ausgeklammert. Von der Feuerwehr Eggenfelden wurden zwischenzeitlich die dort gelagerten Atemschutzgeräte des Landkreises Rottal-Inn zur Einsatzstelle gebracht.

Zwischenzeitlich wurde auch ein Bagger für Abrissabreiten am Brandobjekt angefordert. So konnten nach und nach weite Teile des Anwesens abgerissen werden. Mittels Bagger wurden auch am Anwesen gelagerte Gerätschaften, sowie große Mengen gelagertes Heu und Stroh aus den Gebäuden entfernt.
Um ein Wiederaufflammen des Feuers zu verhindern wurde das komplette Anwesen mit Löschschaum abgedeckt.IMG 5341

Nachdem die ergriffenen Maßnahmen Wirkung zeigten konnten auch nach und nach Einheiten aus dem Einsatz herausgelöst werden. Auch die Förderleitungen zur Löschwasserversorgung konnten dadurch wieder zurückgebaut werden.

Folgende Herausforderungen hatten die eingesetzten Kräfte zu bewältigen:

  • Hitzebelastung auf Grund der hochsommerlichen Temperaturen
  • massive Rauchentwicklung an der Einsatzstelle
  • große Mengen gelagerter Gerätschaften und Gegenstände an der Einsatzstelle
  • bei Einsatzbeginn starke Behinderung der anrückenden Kräfte durch Schaulustige auf der Staatsstraße zwischen Triftern und Anzenkirchen
  • stark zugewachsenes Brandobjekt

Von den Beamten der Polizei Pfarrkirchen, unterstützt durch die Beamten der Kriminalpolizei Passau, wurden die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen.
Vom Rettungsdienst musste eine Einsatzkraft wegen Kreislaufproblemen versorgt werden, ein Transport in eine Klinik war nicht erforderlich. Die Bewohner des Anwesens konnten dieses unverletzt verlassen und wurden bei Angehörigen untergebracht. Das Anwesen selbst wurde durch den Brand komplett zerrstört und ist auch nicht mehr bewohnbar.

Der Großteil der Einsatzkräfte konnte bis 02:00 Uhr am darauffolgenden Sonntag von der Einsatzstelle in die Gerätehäuser abrücken. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich auch die deutsche Fußballnationalmannschaft durch einen zwei zu null Sieg gegen Dänemark den Einzug ins Viertelfinale der Europameisterschaft gesichert.
Die örtliche zuständige Feuerwehr Lengsham blieb noch als Brandwache bis zum Morgen an der Einsatzstelle. Hier waren noch kleinere Löscharbeiten durch aufflammende Glutnester erforderlich.

Eingesetzte Kräfte:IMG 5344

FF Lengsham mit TSF
FF Triftern mit MZF, HLF 10, TLF und Dekon P
FF Anzenkirchen mit LF 20 KatS und V-LKW
FF Pfarrkirchen mit Kdow, MZF, DL, LF 20/16, CBRN-ErkKw, Versorgungsfahrzeug, RW, Anhänger S/W, WLF mit AB Atemschutz
FF Voglarn mit TSF
FF Neukirchen mit TSF
FF Münchham mit TSF
FF Untergrasensee mit TSFlogistik
FF Luderbach mit TSF
FF Asenham mit TSF
FF Reichenberg mit TLF und MZF
FF Bad Birnbach mit TLF, LF und MZF
FF Walburgskirchen mit LF
FF Wittibreut mit LF
FF Hirschbach mit LF 10
FF Rotthalmünster mit LF und MZF
FF Hebertsfelden mit LF 20 KatS
FF Altersham mit GWL-2 und MTW
FF Arnstorf mit LF
FF Kirchdorf mit LF
FF Wurmannsquick mit LF
FF Weng mit SW
UG ÖEL
Polizei Pfarrkirchen
Kriminalpolizei Passau
BRK Rottal-Inn mit EL RD, 4 RTW und Versorgungseinheit (SEG Betreuung)

Bürgermeisterin des Marktes Triftern Edith Lirsch, sowie deren Stellvertreter
Privatunternehmen mit Bagger

Kreisbrandrat René Lippeck
Kreisbrandmeister Tim Sicklinger
Kreisbrandmeister Maximilian Kaiser
Kreisbrandmeister Gerold Bauer jun.
Fach-Kreisbrandmeister Heiko Schedlbauer
Kreisbrandmeister Stefan Niedermeier

Schlussworte:

Durch die koordinierte und vorbildliche Zusammenarbeit aller Einheiten konnte der Schaden auf das bei Eintreffen bereits vorgefundene Ausmaß beschränkt werden. Es kam zu keiner weiteren Brandausbreitung. Trotz der hochsommerlichen Temperaturen und der widrigen örtlichen Bedingungen am Brandobjekt kam es zu keinen größeren Verletzungen unter den Einsatzkräften.

Text: KBM S. Niedermeier

Fotos: F-KBM Heiko Schedlbauer und KBM S. Niedermeier

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