KBR Prex blickt zurück

"Es gibt ein Leben auch ohne Blaulicht"

Hans Prex blickt zurück auf neun Jahre Dienstzeit als Kreisbrandrat – Amtsübergabe an René Lippeck im April

Abschied PrexPfarrkirchen. "Alles in allem kann ich sagen: Es waren gute und oft auch schöne Jahre. Aber ich schließe das jetzt ab, weil ich weiß, das Amt ist in gute Hände gekommen." Dieses Fazit stellt der scheidende Kreisbrandrat Hans Prex gleich an den Beginn eines PNP-Gesprächs, bei dem wir ihn gebeten haben, Bilanz zu ziehen über die neun Jahre, die er das Amt des Kreisbrandrats, des "obersten Feuerwehrmannes" im Landkreis, ausgeübt hat. Am 24. April übergibt er auf Grund des Erreichens der Altersgrenze (63 Jahre) das Amt an seinen erst kürzlich gewählten Nachfolger René Lippeck.

Am 1. Oktober 2008 wurde Hans Prex zum Kreisbrandrat gewählt. Unzählige Einsätze hat der Wittibreuter in dieser Funktion seit diesem Tag geleitet. "Mir hat diese Aufgabe auch in schweren Zeiten immer Freude gemacht, weil ich gewusst habe: Als Feuerwehrler kann man den Menschen helfen, die sich in einem Notfall nicht selbst helfen können – es gibt doch keine wichtigere Aufgabe." Aber er will auch nicht verhehlen, dass nicht wenige Einsätze ihn an Grenzen gebracht haben, die nicht fachlich, aber ganz persönlich und seelisch belastend waren.

Einsätze teils sehr belastend

Ganz besonders in Erinnerung geblieben ist ihm ein schwerer Verkehrsunfall, bei dem eine junge Frau ums Leben kam. Er wusste, dass die Eltern auf dem Weg zur Unfallstelle waren. "Ich kannte die Familie und habe sofort dafür gesorgt, dass Vater und Mutter erst einmal nicht ganz heranfahren konnten." 100 Meter vor dem Einsatzort hat er sie mit Kollegen angehalten. Prex: "Ich habe erst mit ihnen geredet, bevor sie sich dann von der toten Tochter verabschiedet haben. So einen Einsatz zu verkraften, das ist nicht leicht."

Doch im Laufe der Jahre habe er sich ein recht "dickes Fell" zugelegt: "Man muss lernen, mit solchen Situationen umzugehen, denn kein Feuerwehr-Aktiver weiß, was ihn am Einsatzort erwartet." Er habe, betont Prex, deshalb auch immer Verständnis dafür gehabt, wenn eine Feuerwehrfrau oder ein Feuerwehrmann nicht unbedingt in der ersten Reihe stehen wollte, wenn es darum ging, einen Toten zu bergen.

Immer im Gedächtnis bleiben wird auch der Einsatz bei der Flutkatastrophe im vergangenen Juni. "Wir haben, auch beim Blick auf die Verluste von Menschenleben und angesichts der großen Schäden, immer noch Glück gehabt. Es hätte noch viel schlimmer werden können". Die moderne Struktur des Katastrophenschutzes im Landkreis habe sich bewährt, von den Rettungs- und Hilfsorganisationen, aber auch in der Zentrale im Landratsamt sei ganz hervorragende Arbeit geleistet worden. "Natürlich wird es nach einem Einsatz immer wieder Leute geben, die alles anders gemacht hätten und die hinterher alles besser wissen, aber ich denke, wir alle können mit dem, was geleistet wurde, durchaus zufrieden sein".

Das Amt als Kreisbrandrat hatte es mit sich gebracht, dass er über jeden Einsatz einer Feuerwehr im Landkreis informiert wurde. Prex: "Mir war das wichtig, auch wenn ich natürlich nicht zu jedem Ereignis hinausgefahren bin. Aber ein Kreisbrandrat muss wissen, was sich tut, er muss auch wissen, wann er draußen gebraucht wird", ist er überzeugt.

Am Einsatzort könnte der Kreisbrandrat auch ohne Weiteres das Kommando übernehmen. Prex, der Ende April 63 Jahre alt wird, wollte das aber nur in den wenigsten Fällen praktizieren, denn: "Wir haben durchwegs gute Kommandanten, die wissen, was zu tun ist und die auch die notwendige Ortskenntnis haben. Aber wenn Unterstützung und Beratung gefragt waren, war ich vor Ort." Man habe sich abgesprochen, "da gibt es auch keine Eifersüchteleien". Es gehe nur darum, möglichst kompetent und schnell Hilfe zu leisten".

Doch Kreisbrandrat ist man nicht nur, wenn man mit dem Blaulicht auf dem Autodach zu einem Einsatzort fährt. Das Amt findet durchaus auch im Büro statt. Der Kreisbrandrat soll Mittler zwischen den Feuerwehren, dem Landkreis und den Gemeinden sein – eine Aufgabe, die im Landkreis aber keine großen Probleme gemacht habe, so Prex. "Unsere Gemeinden und auch die Landkreisspitze wissen ihre Feuerwehren zu schätzen, die Zusammenarbeit war immer sehr gut und die Tür zum Büro des Landrats steht bei uns dem Kreisbrandrat eigentlich immer offen."

"Man macht sich nicht beliebt"

Nicht immer ganz so einfach war es, eine andere Aufgabe zu erfüllen, die dem Kreisbrandrat obliegt, nämlich die Beratung von Bauherren und Immobilienbesitzern und die Begehung von Gebäuden in Sachen Brandschutz. "Man macht sich natürlich nicht beliebt, wenn eine Brandschutzmaßnahme Bauarbeiten verzögert und verteuert – aber das muss sein. Es könnte ja auch im Ernstfall um Menschenleben gehen." Da müsse es einem Kreisbrandrat ganz einfach egal sein, ob sein Besuch Ärger auslöst.

Eines der ganz großen Anliegen Prex’ war immer die Nachwuchsförderung bei den Feuerwehren. "Wir haben hier die gleichen Probleme wie alle anderen ehrenamtlichen Organisationen." Die jungen Leute seien heute nicht mehr so schnell bereit, sich über Jahre an einen Verein oder eben an eine Feuerwehr zu binden. "Und genau in dem Alter, in dem wir die Jugendlichen gewinnen wollen, haben sie in der Schule viel zu tun und ein bisschen Freizeit wollen sie ja auch noch haben", zeigt Prex Verständnis. Aber er sieht die Situation auch als Ansporn: "Wir müssen uns als Feuerwehren den jungen Menschen als das präsentieren, was wir sind: eine Gruppe von Menschen, die helfen wollen, die zusammenhalten für ein gemeinsames, wichtiges Ziel".

Rückblickend möchte Prex die Jahre als Kreisbrandrat nicht missen: "Man erlebt sehr viel Kameradschaft und gute Zusammenarbeit, mit der Inspektion, mit den Feuerwehren vor Ort. Man konnte immer alles ausreden – das war mir sehr wichtig." Dass er jetzt bald nicht mehr alarmiert wird, wenn es große Einsätze zu bewältigen gibt, kann er verschmerzen: "Es gibt für mich ganz sicher auch ein Leben ohne Blaulicht. Der Abschied fällt mir natürlich auch deshalb leichter, weil ich weiß, wie gut die Feuerwehren in Rottal-Inn aufgestellt sind."

Was wird Hans Prex jetzt mit seiner neu gewonnenen Freizeit anfangen? Er schmunzelt: "Da gibt es einmal das Enkerl in München, das jetzt öfter Besuch vom Opa bekommt." Und er, der gelernte Schreiner, kann jetzt vielleicht wieder Lust bekommen, sich an ein Möbelstück zu wagen. Allerdings nicht sofort: Das Amt des Kreisbrandrats übergibt er zwar im April, seine Tätigkeit als Mitarbeiter des Landratsamtes endet aber erst im August. Sein Dienstauto mit der Aufschrift "Kreisbrandrat" fährt er dann nicht mehr. Den Schlüssel übergibt er an seinen Nachfolger: "Ich wünsche ihm, dass er mit dem Wagen immer sicher unterwegs ist."

Bildtext:   Hans Prex in seinem Dienstfahrzeug. Seit Oktober 2008 übt er das Amt des Kreisbrandrats aus, am 24. April übergibt er es an seinen Nachfolger René Lippeck.

Bericht:   PNP vom 04.03.2017

Autor und Foto:   Gerd Kreibich

 

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